In mehr als 20 Jahren Tätigkeit in der Pflege, habe ich mit unzählbar vielen Menschen Kontakt gehabt.
Mit den mir anvertrauten Klienten und ihren Angehörigen, Patienten in Pflegeeinrichtungen während der Ausbildungszeit, Kolleginnen und Kollegen im Außen und Innendienst, Vortragenden in den vielen Fortbildungsstunden, Ärzten und anderen Berufsgruppen und vielen mehr.
Was ist es nun, was uns an anderen Menschen berührt? Was ist es, womit wir andere berühren? Wie kommt es, dass jemand von uns gerne etwas annimmt, sich verstanden und gut betreut fühlt und vom anderen, der die gleiche Arbeit macht, nicht?
In meinen Jahren im pflegerischen Außendienst, war es definit meine Stärke, den Menschen völlig wertfrei zu betreuen, egal welcher soziale Stand, Herkunft oder Umfeld. Auch nach dem Wechsel in den Innendienst, als Leitung meines eigenen Teams, mit mehr als 30 Mitarbeitern und vielen Klienten, bin ich diesen Weg weitergegangen.
Den Menschen dort abzuholen, wo er sich gerade befindet
Das dürfen niemals leere Worte sein.
Die Worte der amerikanischen Gerontologin, Naomi Feil, „in den Schuhen des anderen gehen“, beschreiben es wohl am besten, was es heißt, anderen mit Empathie zu begegnen.
Ein Großteil des Zulassen können der Pflege durch andere, liegt also an dem Einfühlungsvermögen der Pflegeperson, und doch gibt es, meiner Meinung nach, ein viel größeres Problem: das nicht Annehmen können.
Geben ist seliger denn Nehmen
Viele von uns werden diesen Ausspruch wohl leider kennen, warum das nun, meiner Meinung nach, ausgemachter Blödsinn ist?!?!
Im Geben sind, speziell wir Frauen, sowieso Weltmeister. Teils anerzogen, antrainiert oder brav selbst erworben, ganz egal, Geben ist unsere Spezialität. Nur mit dem Nehmen, besonders dem AN-NEHMEN, hapert es zumeist. Das wurde uns irgendwie nicht anerzogen, antrainiert und selbst erwerben hat halt auch so seine Tücken, weil dann kommt „Frau“ sich dann doch ein bisschen egoistisch vor.
Das beste Beispiel finde ich in mir selbst. Jemanden um Hilfe bitten geht schon einmal gar nicht, in der irrwitzigen Meinung, immer stark sein zu müssen, keine Schwäche zulassen zu können, der Fels in der Brandung, mit breiten Schultern zum Ausweinen…und was sonst noch alles für Dinge falsch laufen können (dazu gerne, zu einem späteren Zeitpunkt, einmal mehr), ja dass kann einem das Annehmen schon so richtig schön schwer machen.
Meine bald abgeschlossene Ausbildung, in einer für mich, sehr achtsamen Körper- Intervention, dem Holistic Pulsing, zeigt mir genau diese Schwäche, immer wieder aufs neue. Mich hinzulegen, zu entspannen, nichts zu tun und einfach nur geschehen lassen, ist für mich jedesmal eine Herausforderung. Trotzdem schön, es auf diesem Weg zu lernen und anderen diese Berührungen schenken zu dürfen.
Früher habe ich mich oft gefragt was mich eigentlich in die Pflege verschlagen hat, nach den verschiedensten Tätigkeiten in einigen anderen Berufen, war es mir lange nicht ganz klar. Heute bin ich mir sicher, dass genau diese Erfahrungen der letzten 23 Jahre, absolut wichtig für mich waren, um die Menschen in Pflegeeinrichtungen, ihre Angehörigen und die Pflegepersonen, dort abzuholen und unterstützen, wo sie sich gerade befinden.
Ich kann in ihren Schuhen gehen, denn ich war und bin Pflegerin und war selbst, als Schlaganfallpatientin, einen Monat im Krankenhaus und auch das anzunehmen fiel mir schwer. Wenn es nun eine so schöne Möglichkeit zum Lernen des Annehmens gibt, dem Holistic Pulsing, warum sollten dann nicht alle davon profitieren dürfen?!
Daher lasst mich diesen Artikel mit folgenden Worten schließen
Nur wer leichten Herzens annehmen kann, der kann auch freudig geben