Willkommen im Club.
Es fällt mir bei meinen eigenen Denkmustern und bei meinem Sprachgebrauch selbst auf.
Das eigene Altern und alles was damit zu tun hat, scheint noch weit weg.
So ist es auch beim alten Menschen-weit weg wie eine andere Spezies.
Ich sollte es besser wissen, denn ich habe viele Jahre in meiner Tätigkeit im Pflegebereich mit betagten und hochbetagten Menschen gearbeitet.
Bei all meiner Empathie muss ich heute zugeben, dass es eine andauernde persönliche Entwicklung meinerseits braucht, um mein Denken ein wenig bewusster zu gestalten.
Hoffnung in Sicht?
In einigen unserer Köpfe stellt sich bereits eine Idee vom „Eins Sein“ ein, dem Ursprung allen Seins. Ein Bewusstsein in dem wir nicht getrennt von anderen existieren, sondern mit allen verbunden sind.
Wäre es hilfreicher den alternden oder alten Menschen unter diesem Aspekt zu betrachten?Wie würde ich mit meinem Gegenüber umgehen, wenn ich mir vorstelle er zu sein?
Wie weit hergeholt ist dieser Gedankengang?
Könnte ich Manches tatsächlich anders betrachten?
In einem bestimmten Alter sollte man nicht mehr Autofahren
Würde ich beim Autofahren auf einen vermeintlich älteren Verkehrsteilnehmer anders reagieren?
Schon einmal Sätze wie diesen gehört, gedacht, gesagt „In dem Alter sollte einem der Führerschein entzogen werden!“
- Wann ist dieser Zeitpunkt gekommen?
- Wer entscheidet das?
- Werde ich selbst merken nicht mehr ausreichend verkehrstauglich zu sein oder werde ich es als Freiheitsentzug empfinden, mein Auto, das mein halbes Leben einen Teil meiner Selbstständigkeit dargestellt hat, nicht mehr bewegen zu dürfen?
Schon bei diesen Gedanken beschleicht mich selbst wieder diese Negativität. Eng wird es mir im Brustraum, wenn ich mir vorstelle irgendwann einmal nicht alles selbst entscheiden zu können oder sollte es eher dürfen heißen?
Im Alter wird der Mensch wieder zum kleinen Kind
Was lässt uns wahrnehmen, dass dem so ist?
Alleine die Tatsache der eingeschränkten Kontinenz (= die Fähigkeit, Harn/Stuhl zurückzuhalten) kann es doch nicht sein oder? Wer noch nie Durchfall hatte möge die Hand heben.
Ist es nicht vielmehr so, dass wir einen alten Menschen wie ein kleines Kind behandeln?
Wir wissen welche Ernährung für ihn die Gesündeste, welche Wohnform wie Passende, welcher Arzt der Geeignetste und überhaupt was das Allerbeste für ihn ist.
Wenn es sich um ein Familienmitglied handelt kommt erschwerend hinzu falls wir selbst Kinder haben.
So wie wir lange Zeit für unsere Kinder entscheiden müssen was richtig für sie ist, tun wir es später mit unseren Eltern.
Wir meinen es doch nur gut. Oder?!
Der systemische Zugang wäre, immer zu seinen Eltern aufzuschauen und doch fällt es uns schwer, wenn sie für unsere Begriffe zusehends abbauen?
Wer von uns behält beim gefühlt 100. Erklärungsversuch wie das Kuvert Zeichen (= SMS Nachricht) am Smartphone zu löschen sei, tatsächlich noch immer die Nerven?
Mit gerade einmal 50 Jahren ernte auch ich bereits das eine oder andere mitleidige Lächeln meiner beiden Kinder (23. Und 21.) bei ganz verschiedenen Dingen des Lebens.
Auch hier ist die Zeit des bedingungslosen Aufschauens schon ein Weilchen her.
Punkten kann ich teilweise noch mit meiner Lebenserfahrung, meiner offenen Einstellung zum Leben und der Bereitschaft zum Lernen von neuen Dingen.
Kann ich mir diese Eigenschaften bis ins berühmte hohe Alter erhalten?
Dass würde mich etwas positiver in die alternde Zukunft blicken lassen. Schön ist dieses Gefühl, dass wir aufgrund unserer Lebenserfahrung wertgeschätzt werden.
Wenn wir nicht auf unsere Defizite beschränkt werden, bzw. uns selbst beschränken.
Kommen wir also zurück zum Gedanken des Eins Seins, zum Zugang sich mit all den Menschen verbunden zu fühlen die sich jetzt bereits dort befinden wo wir alle früher oder später hinkommen.
Dem Alter.
Spüren wir uns hinein in das Gefühl, dass wir alle wertgeschätzt sind, weil auch wir dann einfach ein paar Schritte voraus sind.
Ein paar Schritte voraus an Erlebten, an Gefühltem und Einblicken auf das Leben selbst.
Abgesehen davon, lasst uns einfach drauf anstoßen, es ist einfach grandios was wir jetzt und in unsere Zukunft erreicht haben werden ;
Weiter Gedanken dazu folgen……