Es ist ja nicht so, dass ich nicht um Hilfe bitten würde, sollte ich tatsächlich welche brauchen-ODER?
Manches ist eben doch schneller und auch ein wenig besser erledigt, wenn ich es gleich selbst mache.
Ich geb’s ja ehrlich zu, das Gefühl alles aushalten zu können -oder vielleicht zu müssen-grenzt schon ein wenig an Größenwahn.
Aber-Ist es nicht richtig für seine Familie und Freunde der Fels in der Brandung zu sein?
Bei den diversen Platzwunden meiner Kinder war es aus meiner Sicht wichtig Ruhe zu bewahren und bedacht die nächsten Schritte zu setzen.
Nach dem Tod meines Stiefpapas, der meine Mutter viel Kraft gekostet hat, war es für mich selbstverständlich alles für sie zu erledigen. Ihr zur Seite zu stehen, sie zu trösten und zu begleiten. Vielleicht war es nicht gerade das Gesündeste für mich, immer erst dann selbst zu trauern und zu weinen, wenn ich bei ihrer Türe draußen war.
Zu glauben ich müsste FÜR den anderen stark sein und selbst keine Hilfe suchen, kann tatsächlich auf die eigene Gesundheit schlagen.
In meiner Zeit im Pflegedienst war es absolut wichtig die verschiedenen Situationen und Anforderungen, mit Ruhe betrachten und beurteilen zu können?
Den Menschen in den verschiedensten Bereichen besonnen entgegenzutreten ist das UM und AUF. Niemanden ist damit geholfen, wenn Du andere in ihrer Überforderung mit der eigenen Hysterie konfrontierst.
Wie oft hatte ich für meine Mitarbeiter am Telefon ein offenes Ohr. Wenn gerade etwas sehr Ärgerliches geschehen war, wussten sie, dass sie das soeben Erlebte mit mir teilen konnten. Meine Worte damals waren oft :“das ist vollkommen in Ordnung, ich habe einen breiten Rücken-da ist Platz genug“.
Da ich ein großer Fan von Weiterentwicklung bin, hinterfrage ich viele Dinge-besonders mich selbst.
Woher kommt nun dieses so übermächtige Gefühl Alles schaffen und aushalten zu können?
Da uns bekanntermaßen auch die Ereignisse prägen, die vor unserer Zeit geschehen sind, könnte ich mir gut vorstellen, dass die Kriegs und Nachkriegsjahre die unsere Ur-Groß-u.teilweise unsere Eltern miterlebt haben, ihren Beitrag dazu geleistet haben.
Oft waren die Männer der Familie im Krieg oder Gefangenschaft. Oft wussten die zurückgebliebenen Frauen, dass ihre Männer niemals wiederkommen würden und manchmal war es ungewiss. Fakt war, sie mussten alleine zurechtkommen, teilweise mit ihren Kindern. Es blieb ihnen nichts anderes über als alles alleine zu schaffen.
Vielleicht übernehmen wir unwissentlich einen Teil unserer Einstellung aus dieser Zeit, wer weiß!?
Oder handelt es sich dabei um einen Glaubenssatz aus der Kindheit?
Na gut-damit hätte ich gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Sehr jung an Jahren vom Vater „verlassen worden zu sein“, kann gleich als Grund für vieles herhalten
- Ich bin schuld
- Ich war nicht brav
- Ich war nicht gut genug…………………..
Eine perfekte Überlebens Strategie um an Erlebten nicht zu zerbrechen, ist immer der Selbstschutz.
- Ich halte alles aus
- Ich brauche sowieso niemanden……………………..
Für einige von uns bedeutet ja Hilfe annehmen oder gar um Hilfe zu bitten das Eingeständnis etwas selbst nicht zu schaffen und daher ein NO GO für das perfektionistische Denken.
Ich persönlich kenne den krankhaften Perfektionismus und habe dazu meine eigene Theorie.
Mit 14 habe ich nach nur ein paar Monaten eine Schule abgebrochen. Mit 17 ½ habe ich den ersten Versuch zum Erwerb des Führerscheins ad acta gelegt.
Für meine Familie war klar „Die hält nichts durch“-noch aus heutiger Sicht, empfinde ich das als Schwäche und Makel.
Ich glaube mein Perfektionismus ist für mich wie ein Tuch, mit dem ich zudecke was ich selbst nicht sehen will oder nicht möchte dass es gesehen wird.
Wenn ich das Gefühl habe nicht gut genug zu sein-bin ich versucht es perfekt machen zu müssen.
Ein paar Tage vor meinem Schlaganfall, den ich im September 2011 hatte, ist es mir passiert, dass ich in ca. 10 Metern Tiefe die Kontrolle über mich verloren habe. Ich geriet in Panik und stieg unkontrolliert auf. Welche Schande. Welches Versagen, wo ich doch immer so stolz auf mein kontrolliertes Verhalten war.
Noch dazu könnte das auch ein Auslöser gewesen sein-also nix mit „ARM“ und so. Also selbst Schuld-du siehst, wieder einmal das Thema „Schuld“.
Warum schreibe ich diesen Artikel?
Ich denke wir alle haben unseren Rucksack mit Erlebten, Glaubenssätzen, Überzeugungen. Wenn Du so wie ich den Dingen auf den Grund gehen möchtest, ist es aus meiner Sicht unerlässlich dabei Hilfe anzunehmen.
Manchmal befreit es bereits vor anderen weinen zu können (für mich noch immer eine Herausforderung).
Ich arbeite daran mich selbst nicht mehr als Einzelkämpfer zu betrachten und genieße es, wenn ich andere ebenfalls unterstützen kann.
Vielleicht fällt es Dir ja genauso wie mir leichter Hilfe von jemanden anzunehmen, der so wie ich ebenfalls schon ein gutes Stück LEBEN hinter sich haben.
Vergiss die Idee, Jemand zu werden – du bist schon ein Meisterstück. Du kannst nicht verbessert werden. Du musst es nur erkennen, realisieren.(Osho)