Verantwortung, Wertschätzung

WOHIN MIT MEINER VERANTWORTUNG?

Vor etwas mehr als einem Monat begann ich wieder in meinem lange ausgeübten Beruf tätig zu sein. Als Pflegefachkraft.

Es waren gleich mehrer Beweggründe und jeder einzelne fühlte sich gut und richtig an. Meinen selbstständigen Tätigkeiten, weder als Referentin noch als Humanenergetikerin, konnte und kann ich in diesen herausfordernden, von Covid-19 gekennzeichneten, Zeiten nicht nachgehen.

„Ich habe zwei gesunde Hände“, waren meine Worte. So war es naheliegend und darüber hinaus eine bereichernde Erfahrung einen Monat lang mein Wissen und Können im Haus der Barmherzigkeit-St. Josef-am Maurer Berg https://www.hb.at/pflege-in-wien/standorte/hb-am-maurer-berg-stnbspjosef/ einbringen zu können.

IST EIN MONAT NICHT EIN BISSCHEN WENIG?

Zu Beginn war der Wohnbereich dem ich zugeteilt war „REGINA“ eine Quarantäne Station und wenn Du diese Zeilen als Insider*in liest, wirst Du wissen wovon ich spreche.

Es ist tatsächlich eine Herausforderung während 12 Stunden sämtliche Maßnahmen zum Schutz der Bewohner, unserer Kolleg*innen und uns selbst gegenüber einzuhalten.

Trotz Mundschutz, Schürze und Handschuhen versuchen wir alle die notwendige Nähe für die Menschen die keinen direkten Kontakt zu ihren Angehörigen haben können, aufrecht zu erhalten.

Abseits der Pflegehandlungen, bei denen natürlich kein Sicherheitsabstand eingehalten werden kann, heißt es Abstand halten-zu Bewohner*innen und Kolleg*innen.

Viele Menschen die sonst in unserer Mimik lesen, weil alles andere für sie nicht möglich ist, sind verunsichert-sie sehen zurzeit nur unsere Augen.

Bei jeder Berührung „ein Händedruck, ein über den Rückenstreichen“ abseits der notwendigen Pflegehandlungen stellen wir uns die Frage „ist das bereits zu viel?“

Herausfordernde Tage in herausfordernden Zeiten-und ich stelle diese Frage immer wieder.

WER IST AM MEISTEN BETROFFEN?

  • sind es die Bewohner die, teilweise durch ihre Demenz, nicht verstehen können warum sie nicht besucht werden?
  • sind es die An- und Zugehörigen, die zwar akzeptieren, dass sie nicht zu den ihnen nahestehenden Menschen kommen dürfen aber darunter leiden?
  • sind es die Pflegekräfte die sich mit der täglichen Gratwanderung zwischen Menschlichkeit, Sicherheit, Angst und Professionalität konfrontiert sehen?
  • oder sind es Führungskräfte die zur Sicherheit ALLER Beteiligten die Selbstbestimmung der Bewohner einschränken müssen?

(WER möchte mit dem anderen tauschen?)

Ich war einen Monat lang ein Teil des Wohnbereichs REGINA im Haus St. Josef am Maurer Berg und ich bin dankbar dafür.

  • Dankbar, weil es mir gezeigt hat wie schön es sein kann ein Teil eines Teams zu sein.

Aus den Jahren meiner Tätigkeit in der Hauskrankenpflege kann ich auf sehr viel Know-how zurückgreifen. Als Pflegeassistentin kann ich auf fundiertes Wissen bauen und trotzdem war die Herausforderung groß-kann ich das alles überhaupt noch? Schließlich habe ich meine aktive Zeit im Pflegedienst 2012 beendet und war ab diesem Zeitpunkt als Leitung von interdisziplinären Teams tätig. (wie oft im Leben schwanken wir zwischen Können und Selbstzweifel?)

  • Dankbar auch dafür, dass ich erkennen durfte wo meine Grenzen sind.

Es fällt mir leicht mich auf den anderen und die jeweilige Situation schnellstmöglich einzustellen. Mein Gegenüber wahrzunehmen und ihm den notwendigen Rahmen zu geben in dem er sich sicher und wohl fühlt ist ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit als Humanenergetikerin. Jedem die Berührungsqualität geben zu können die es braucht um sich angenommen zu fühlen ist as meiner Sicht der Schlüssel dafür sich angenommen zu fühlen.

Als Pflegekraft im bestehenden System der Pflege komme ich jedoch schnell an meine persönlichen Grenzen und um ehrlich zu sein hätte ich das vor ein paar Jahren nicht einmal mir selbst eingestehen können. Zu tief saßen meine Glaubenssätze:

  • ich bin nicht stark genug, wenn ich die Anforderungen nicht schaffe
  • was nicht durch harte Arbeit erreicht wird, ist nichts wert
  • usw……….

Ich weiß wie viele Pflegepersonen daran verzweifeln, dass sie nicht so arbeiten können wie sie es in ihren Ausbildungen gelernt haben. Manche zermürbt der eigene Anspruch der im tagtäglichen Tun kaum umsetzbar ist.

Ich selbst werde wohl nie verstehen wie ein Personalschlüssel bestehen kann wo es sich um individuelle Menschen mit ihren individuellen Bedürfnisse handelt.

WIE WILLST DU ES SELBST EINMAL HABEN?

In meiner Tätigkeit als Referentin und Prozess Begleiterin frage ich mein Gegenüber oft „Wie möchten Sie es selbst gern einmal haben?“ und möchte wirklich gerne wissen wie sich der Einzelne seine Zukunft vorstellt, sollte er selbst einmal Pflege in Anspruch nehmen.

Ich bin mir bewusst, dass alles was uns nicht unmittelbar betrifft weit weg erscheint, weiß aber aus eigene Erfahrung wie schnell die Zukunft eintreten kann.

Die Erfahrungen in diesem Monat im Haus der Barmherzigkeit -St. Josef am Maurer Berg-haben mir gezeigt, dass mich mein Gefühl von Anfang an nicht getäuscht hat. Wertschätzender Umgang wird hier großgeschrieben und zwar zwischen allen Berufsgruppen. Ob es sich um mein Vorstellungs- oder jedes weitere Gespräch gehandelt hat-jede Kommunikation hat mir Freude bereitet.

Es war mir sehr wichtig zu kommunizieren, dass ich zum gegebenem Zeitpunkt nicht die Mitarbeiterin sein kann die hier benötigt wird. Ich habe meine gesundheitlichen Einschränkungen erkennen müssen und was vermutlich noch viel wichtiger ist:

Es ist mir wichtig Verantwortung für meine Arbeit zu übernehmen, dafür dass ich sie nach besten Wissen und Gewissen ausübe. Darüber hinaus git es jedoch Dinge für die ich keine Verantwortung tragen muss.

Vielleicht kennst Du das Gefühl für „alles verantwortlich zu sein“.

Ist es wirklich wahr?;) Dieses ist eine der bedeutsamen Fragen in der Arbeit von Byron Katie.

Zugegeben, es ist nicht immer ganz einfach sich einzugestehen wie sehr wir uns für Dinge (oder Menschen) verantwortlich fühlen obwohl es uns gar nicht zusteht.

Als Eltern übernehmen wir doch ganz gerne die Verantwortung für unsere Kinder obwohl diese schon fast erwachsen sind….

Auch die Ernährung unserer Partner scheint manchmal in unserer Verantwortlichkeit zu liegen…

Und wenn unsere Eltern älter werden und wir sie manchmal wie Kinder behandeln…..

In den letzten Jahren musste/durfte ich vieles lernen. Oft bekomme ich zu hören, dass ich nicht das System der Pflege ändern kann-Das ist halt so.

Aus den letzten vier Wochen nehme ich jedoch die Gewissheit mit, dass ich nicht das ganze System verändern muss aber ich bin mir gewiss, bei dem einen oder anderen Menschen mit dem ich zu tun hatte, einen kleinen Impuls gesetzt zu haben.

Wenn ich eines in den letzten Jahren gelernt habe, dann

Die größte Verantwortung trage ich für mich selbst

Niemand anderer ist für mich verantwortlich, nicht für meine Gedanken, meine Worte, mein Handeln.

Ich liebe es mit Menschen zu arbeiten die wissen was sie wollen.

Weißt auch Du was Du willst?

Wenn ich auch Dich beim Erkennen Deiner Verantwortung Dir selbst gegenüber begleiten soll, nimm Kontakt zu mir auf-ich freue mich auf Dich,

Deine Michaela

2 Gedanken zu „WOHIN MIT MEINER VERANTWORTUNG?“

  1. Liebe Michaela. Dein Blog hat mich berührt und zum Nachdenken gebracht. Zum ersten finde ich es mutig, dass du erneut in deine frühere Tätigkeit eingestiegen bist, denn es ist der Ausstieg aus der Selbständigkeit. Denn du bist in diesem Monat nicht dein eigener Chef gewesen. Hab ich das richtig verstanden? Das ist mit vielen neuen, wenn auch nicht gänzlich unbekannten Tätigkeiten, eine Herausforderung. Aber auch ein wertvoller Impuls. Diese Bereitschaft zur Flexibilität und das Öffnen für Neues bewundere ich. Alles Gute auch weiterhin liebe Michaela

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